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Bild links: Hanser Verlag
Bild rechts: Kopie eines Brandeisens, Liverpool International Slavery Museum. Mit solchen Eisen wurden den Versklavten die Initialen des "Besitzers" auf die Haut gebrannt. Die Buchstaben "BvS" weisen vermutlich auf den Wandsbeker Menschenhändler Carl Heinrich von Schimmelmann (Baron von Schimmelmann) hin. Das Commerzcollegium, die Interessenvertretung der Altonaer Kolonialhandelsherren, ernannte Schimmelmann zum Ehrenmitglied.

 
Kurzvortrag
"dann kann das Schiff hingehen, wohin es soll"1)
Dänisch-Altona im atlantischen Menschenhandel
Hannimari Jokinen, Künstlerin, Kuratorin
 
Lesung
Ta-Nehisi Coates:
"Zwischen mir und der Welt" und "Plädoyer für Reparationen"
Übersetzerinnen Miriam Mandelkow und Britt Somann-Jung
 
Moderation: Elaine Thomas, Dichterin, Schauspielerin, Sängerin, Dozentin
 
Mi 31. Mai 2017 20 Uhr
 
Buchhandlung Christiansen
Bahrenfelder Str. 79
Hamburg-Ottensen (Spritzenplatz, S-Bahn Altona)
 
Eintritt frei
 
Altona war die zweitgrößte Stadt im weltumspannenden Kolonialreich Dänemark. Auf den Elbwiesen wurde Tuch für den Dreieckshandel mit versklavten Afrikaner_innen gebleicht, hierher kamen Rohbaumwolle und Zucker von den dänisch-karibischen Inseln. In den "Goldenen Jahren" blühte Altonas Wirtschaft auf mit Tabak von den Plantagen in Baltimore und Batavia, mit Palmöl, Kakao und Kautschuk aus Westafrika. In Altonas Hafen wurden Schiffe für diesen unrühmlichen Handel gebaut, in den Elbparks herrschaftliche Villen für die Kolonialhandelsherren. Welche Spuren hat der Menschenhandel in Altonas Stadtraum hinterlassen? Welche Persönlichkeiten des antikolonialen Widerstands werden auf den Inseln gewürdigt? Vor 100 Jahren verkaufte Dänemark die Virgin Islands an die USA, doch bis heute wirken dort ungerechte und diskriminierende Gesellschaftsstrukturen weiter.
 
Was bedeutet es heute, in Amerika Schwarz2) zu sein? Nicht erst seit der Trump-Wahl nimmt Rassismus drastisch zu und findet seinen erschreckenden Höhepunkt in den Morden, die weiße Polizisten an unbewaffneten Schwarzen verüben. Doch Widerstand formiert sich in der Bewegung "Black Lives Matter", und Ta-Nehisi Coates ist ihre literarische Stimme. In seinen Essays schildert der Autor, wie tiefgreifend sich die Geschichte der Versklavung in die amerikanische Gesellschaft eingeschrieben hat. In einem Brief an seinen fünfzehnjährigen Sohn Samori schreibt Coates: "Du darfst nicht vergessen, wie viel sie dir genommen haben und wie sie unsere Körper in Zucker umwandelten, in Tabak, Baumwolle und Gold".
 
Zwischen mir und der Welt stand monatelang auf Platz eins der amerikanischen Bestsellerliste, und die Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison erklärte ihn zur "Pflichtlektüre". "Coates hat ein dichtes, drängendes, ein beklemmendes und atemberaubendes Buch verfasst ... die Verteidigungsschrift eines Schwarzen, der auf verlorenem Posten steht, und sich den Mund dennoch nicht verbieten lässt. Ta-Nehisi Coates' Buch ist mutig und verzweifelt, aus Angst geboren, von Trauer bestimmt und radikal in seinem Erkenntnisdrang. Ein Aufruf zum Wandel." (SWR2 14.02.16) "Und weil Rassismus, Fremdenfurcht und Paranoia keine amerikanischen Exklusivprobleme sind, sondern auch in Europa in je unterschiedlichen Manifestationen grassieren, wird diese Debatte auch hier zu führen sein." (Spiegel 14.8.2015)
 
In Lesung und Gespräch mit Elaine Thomas stellen die beiden Übersetzerinnen Miriam Mandelkow und Britt Somann-Jung Ta-Nehisi Coates vor: seine scharfe Gesellschaftsanalyse, seine Forderungen an die Politik, seinen poetischen Zorn und seine kämpferischen Fragen an die Zukunft.
 
Ta-Nehisi Coates: Zwischen mir und der Welt
Übersetzt von Miriam Mandelkow und Britt Somann-Jung
Hanser Berlin Verlag, 2016
240 Seiten, 19,90 Euro
ISBN 978-3-446-25107-6
 
 
 
1) Zitat Historiker Heinrich Sieveking (1871-1945)
 
2) In der postkolonialen Literatur hat sich die folgende Schreibweise eingebürgert: "Schwarz" wird großgeschrieben und "weiß" klein und kursiv. Damit wird klar gestellt, dass diese Begriffe gesellschaftliche Konstrukte sind und nicht Zuschreibungen von Körpermerkmalen.
 
 
 
 
SANKOFA - ALTONA IN DER KARIBIK in Kooperation mit

 

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NEWS
September 2017
 
Postkolonialer
Stadtrundgang
in Altona
So 10.9. 14 Uhr
 
Sonntag im
Altonaer Museum
So 17.9.
15 Uhr
AHOOBAA
Gespräch mit dem Künstler Joe Sam-Essandoh und der Kuratorin Hannimari Jokinen
16 Uhr
Curating the Unspeakable:
The Case of Slavery Vortrag von Jean-François Manicom, Künstler und Kurator
am International Slavery Museum in Liverpool/UK (auf Englisch)
 
AHOOBAA
Rauminstallation von
Joe Sam-Essandoh
im Altonaer Museum
bis 31.12.2017
 
Program in
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